Oskar Gottlieb Blarr

*  6. Mai 1934

von Odilo Klasen

Essay

Bis zum Jerusalemer Sabbatical (1960–81)

Während des Studiums bei Bernd Alois Zimmermann setzte sich Blarr in Trinité – Musica sacramenti für drei Vibrafone (I-4, 1963) mit der Dodekaphonie und dem Begriff der Zeit in der Musik auseinander. Obwohl die gewählten Instrumente nicht über die Möglichkeit verfügen, Töne über lange Dauern durchzuhalten, soll »die notierte Dauer […] in der Vorstellung des Spielers als klingender Ton« mitgedacht werden (Trinité, Vorwort). Blarr erschien der Moment des Anschlags auf dem Instrument als körperlich nachvollziehbare Manifestation von »Gegenwart«. Die Nahtstelle von Zeit und Ewigkeit »vorzugsweise als […] Musik sub sacramenti zu spielen« (ebd.), die Unmöglichkeit in dieser Instrumentation Dauer absolut bzw. in der akustischen Erscheinungsform präzise zu definieren, dargestellt durch die relative Unbestimmbarkeit des ausklingenden Vibrafonanschlags, charakterisieren Blarrs Trinité. Sein Lehrer Zimmermann hatte 1957 formuliert: »Die Musik wird wesentlich bestimmt durch die Ordnung des zeitlichen Ablaufes, in dem sie sich darstellt und in den sie hineingestellt ist. Darin liegt zugleich die tiefste Antinomie beschlossen, denn kraft höchster Organisation der Zeit wird diese selbst überwunden und in eine Ordnung gebracht, die den Anschein des Zeitlosen erhält« (B. A. Zimmermann: Intervall und Zeit, Mainz ...